Nachtrag zum FlexTax-Magazin

Mit Genugtuung hat der Bloggende feststellen dürfen, dass er mit seiner Unzufriedenheit mit dem FlexTax-Magazin (vgl. den Post «Werbung für Monopolisten») nicht allein zu sein scheint. Unter dem Titel «Weniger Nina Burri wäre mehr Information» wurde in den heutigen Schaffhauser Nachrichten ein Leserbrief zum FlexTax-Magazin veröffentlicht. In ihrer Zusendung kritisieren Rudolf W. und Elisabeth Fankhauser aus Neunkirch die Allgegenwärtigkeit von Nina Burri, des neuen «Gesichts» des Tarifverbundes, und den äusserst mageren Informationsgehalt der farbigen Kundenzeitschrift.

Im Leserbrief heisst es: «Wenn wir etwas in einer Broschüre eines Tarifverbundes suchen, welcher ab dem 1. Juni zum Teil deutlich höhere Tarife bei gleichem Angebot verlangt, dann sind es die Tarife. Der Informationsgehalt ist aber ausser auf den Seiten 5, 6 und 7 gleich null! Das mag ein gutes Geschäft für die Werbefirma und Nina Burri gewesen sein. 3 von 16 Seiten haben gerade einmal 18,75 Prozent Informationsgehalt. […] Die Verantwortlichen sollten über die Bücher gehen und das nächste Mal eine Broschüre mit 81.25 Prozent Informationsgehalt und 18.75 Prozent Werbung gestalten. Diese dürfte dann deutlich weniger umfangreich sein und auch weniger kosten. Die Ausgabe 1/12 ist bis auf die Seiten 5,6 und 7 bereits in der Altpapiersammlung» {Fankhauser und Fankhauser, 2012}.

Quellenverzeichnis

Fankhauser, R. W. und Fankhauser, E. (2012). Weniger Nina Burri wäre mehr Information. Schaffhauser Nachrichten, 151(135), S. 2. Abgerufen am 13. Juni 2012 von http://www2.shn.ch/?rub=news&page=detail&detail=321747.
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Werbung für Monopolisten

Vor kurzem flatterte – wie auch allen anderen Haushalten der Region Schaffhausen – die Erstausgabe des FlexTax-Magazins ins Haus. Das durchgängig farbige und grosszügig bebilderte Magazin informiert über die Neuerungen im Zusammenhang mit der Einführung des integralen Tarifverbunds zum 1. Juni 2012 und bietet einen Ausblick auf die Einführung des Halbstundentakts nach Zürich; zudem wird Nina Burri – eine Kontorsionistin, die durch die Sendung «Das grösste Schweizer Talent» zu einiger Bekanntheit gelangte – als das neue «Gesicht» des Tarifverbundes vorgestellt.

Es stellen sich nun aber folgende grundsätzliche Fragen: (1) Muss der FlexTax-Tarifverbund Werbung machen und (2) was kostet diese Kampagne?

1. Muss der FlexTax-Tarifverbund Werbung machen?

Für auf dem freien Markt tätige Unternehmen haben Kundenzeitschriften – trotz des üblicherweise eher geringen Informationsgehalts – ihre Berechtigung, dienen sie doch der Verkaufsförderung, der Imagebildung und dem Aufbau einer Kundenbindung bzw. der Kundenpflege {Quelle: Wikipedia | Kundenzeitschrift}.

Monopolisten hingegen sind in der vergleichsweise komfortablen Lage, dass sie sich um ihre Kunden nicht zu bemühen brauchen. Die Kunden kaufen die vom Monopolisten hergestellten Produkte und Dienstleistungen unabhängig vom Image des Monopolisten; der Aufbau einer Kundenbeziehung ist nicht notwendig, da die Kunden in Ermangelung eines Konkurrenten zur «Treue gezwungen» sind.

Da der FlexTax-Tarifverbund im Bereich des öffentlichen Verkehrs in der Region Schaffhausen als subventionierter Monopolist wirtschaften kann, besteht nach den obenstehenden Ausführungen keinerlei Bedarf an Werbemassnahmen wie dem FlexTax-Magazin.

2. Was kostet diese Kampagne?

Ein echter Kritikaster ist natürlich besonders an den Kosten interessiert. Aus diesem Grund habe ich versucht, die Kosten des FlexTax-Magazins zu berechnen.

Meine «Back-of-the-envelope-Berechnung» ergab folgende Posten:

  • Allein für die Druckkosten der 50.000 16-seitigen, farbigen, gehefteten A4-Broschüren würden bei einem Anbieter wie beispielsweise «Onlinedruck.ch» rund 35.000 SFr. fällig {Quelle: Onlinedruck.ch | Offerte}.
  • Der Massenversand der B-Post-Grossbriefe an rund 50.000 Haushalte schlägt mit 47.500 SFr. zu Buche {Quelle: Post | Preise B-Post-Massensendungen}.
  • Dazu dürften nicht unerhebliche weitere Kosten für Layout, Texte, Bilder etc. kommen.

Gemäss den Angaben in der Zeitschrift öV-Info {Quelle: VÖV | öV-Info} schaltet der Tarifverbund zudem Werbetafeln im Schaffhauser Fernsehen (ab 500 SFr. pro Woche {SHf | Preise und Leistungen 2012}), Plakate F4 (1.700 SFr. pro Woche {Quelle: APG | Preise und Konditionen Wo 27–52}), Plakate F12 (4.700 SFr. pro Woche {Quelle: APG | Preise und Konditionen Wo 27–52}), Hängekartons in den Fahrzeugen (1.452 SFr. pro Woche {Quelle: APG Traffic | Innenformate}) und Trafficboards auf den Fahrzeugen (3.000 SFr. pro Monat {Quelle: APG Traffic | Aussenformate}).

Fazit

Angesichts der angespannten Finanzlage des Kantons Schaffhausen {Quelle: sh.ch | Finanzplan 2012–2015} und den vorgeblichen Schwierigkeiten schmerzlose Sparmöglichkeiten zu finden, drängt sich die Frage auf, weshalb für derartige Werbekampagnen Geld vorhanden ist. Und die FlexTax-Geschäftsführung sollte sich fragen, ob man die Kundschaft nicht besser mit gutem Service und günstigen Preisen zufriedengestellt und für ihre «Zwangstreue» belohnt hätte.