Erlesene Links vom 24. Januar 2013

Unter «erlesene Links» sammelt und verlinkt das kritikasterblog lesenswerte Beiträge aller Art. Heute mit dem Dokumentarfilm «Better This World» (2011).

«Better This World» (2011)

{via Techdirt} «Better This World» ist ein mehrfach ausgezeichneter US-amerikanischer Dokumentarfilm aus dem Jahre 2011, der sich mit dem militarisierten Polizeistaat, dem exzessiven Einsatz von V-Leuten und den perversen Anreizen des plea bargaining auseinandersetzt – aus schweizerischer Perspektive ist insbesondere letzteres aufschlussreich, da mit dem Inkrafttreten der Schweizerischen Strafprozessordnung (StPO) am 1. Januar 2011 in Art. 358 ff. StPO schweizweit das umstrittene «abgekürzte Verfahren» worden ist, das Deals zwischen der beschuldigten Partei und der Staatsanwaltschaft zulässt.

Eine Kurzrezension der Washington Post fasste «Better This World» wie folgt zusammen:

[A] riveting portrait of activists who sought to disrupt the 2008 Republican National Convention but whose lives were changed forever when one of their cohorts turned out to be an FBI informant. Structured like a taut thriller, ‹Better This World› delivers a chilling depiction of loyalty, naivete, political zealotry and the post-9/11 security state […].

Der offizielle Trailer zu «Better This World»:

Zwischenbilanz der Petition gegen «Madame Etoile» und der Beanstandung von «Jeder Rappen zählt»

Im Post vom 5. Januar 2013 berichtete das kritikasterblog über den Start einer Petition zur Absetzung der Horoskop-Sendung «Madame Etoile» und über die Einreichung einer Beanstandung bei der Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz betreffend die Sendungen im Rahmen Spendensammlungsaktion «Jeder Rappen zählt». Seither sind einige Wochen ins Land gezogen und es ist Zeit für eine kurze Zwischenbilanz.

Grosses Medienecho der Petition gegen «Madame Etoile»

Im Post vom 17. Januar 2013 fasst Andreas Kyriacou {2013}, Initiant der Petition zur Absetzung der Horoskop-Sendung «Madame Etoile», die Entstehungsgeschichte und das bisherige – grosse und überwiegend zustimmende – Medienecho zusammen: Neben den nationalen Tageszeitungen von den 20 Minuten über den Tages-Anzeiger bis zur NZZ berichteten auch die Süddeutsche Zeitung und das Deutschlandradio Kultur über die Petition zur Absetzung der Horoskop-Sendung; sogar die Katholische Internationale Presseagentur und die evangelikale Website jesus.ch – freidenkerischen Anliegen normalerweise nicht besonders aufgeschlossen – äussern sich überraschend positiv. Bezeichnenderweise hat das SRF bis anhin nicht über die laufende Petition berichtet.

Bis heute ist die Petition von 839 Personen unterzeichnet worden, d.h. bis zur Einreichung fehlen noch 161 Unterschriften.

Entwicklungen im Zusammenhang mit der Beanstandung von «Jeder Rappen zählt»

Die schriftliche Orientierung über die Ergebnisse der Abklärungen und der Art der Erledigung durch die Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz (kurz: Ombudsstelle) steht 29 Tage nach der Einreichung der Beanstandung durch Philippe Wampfler noch aus. In den Medien kam es – zwar ohne direkte Bezugnahme zur hängigen Beanstandung – zu kritischen Berichten: So ging Dominik Feusi {2013} in der Basler Zeitung ebenfalls auf die ordnungspolitisch bedenklichen Auswirkungen der enormen Medienpräsenz der Glückskette in der spendenertragsreichen Vorweihnachtszeit und die mangelnde Kostentransparenz der SRG ein. Zudem wies Feusi {2013} auf eine «mitenand»-Sendung hin, welche die Zuschauer in Bezug auf die fehlende Zewo-Zertifizierung der Glückskette in die Irre führte; ausserdem steht gemäss des Artikels Ende Januar eine Sitzung der Präsidenten der grossen Hilfswerke an, an der unter anderem die «Verbandelung zwischen SRF, Glückskette und Zewo […] Thema sein wird».

Im Hinblick auf die anstehende Beantwortung von Wampflers Beanstandung, lohnt es sich, sich frühere Beanstandungen und deren Erledigung durch die Ombudsstelle anzuschauen.

In einer ersten Beanstandung vom 7. Dezember 2009 – noch vor der Austrahlung der ersten Sendung –  forderte der Beanstandende  (1) die Offenlegung der vollständigen Produktionskosten und die Kosten aller beteiligten Bundesbetriebe und dem Bund zugehörenden Unternehmen, (2) die Offenlegung der Kostenträgerschaft und (3) die zukünftige Gleichbehandlung von nicht mit der Glückskette assoziierten Hilfswerken {Ombudsstelle SRG Deutschschweiz 2009}. In ihrer Antwort vom 22. Dezember 2009 führte die Ombudsstelle {2009} aus, dass sie aufgrund von Art. 91 Abs. 3 Bst. a Bundesgesetz über Radio und Fernsehen (RTVG) Beanstandungen von noch nicht ausgestrahlte Sendungen nicht behandeln könne {Ombudsstelle SRG Deutschschweiz 2009}. Im Übrigen wies die Ombudsstelle {2009} darauf hin, dass die Beanstandung kein taugliches Beanstandungsobjekt gemäss Art. 91 Abs. 3 Bst. a RTVG enthalte.

In einer zweiten Beanstandung vom 22. Dezember 2009 wurde – wie auch in Wampflers Beanstandung – unter anderem moniert, dass es nicht Aufgabe des Schweizer Fernsehens sei, eine Sendung wie «Jeder Rappen zählt» durchzuführen {Ombudsstelle SRG Deutschschweiz 2010}. In ihrer Antwort vom 15. Januar 2010 zeigte sich die Ombudsstelle {2010} überzeugt, dass Art. 11 Abs. 1 Bst. d Radio- und Fernsehverordnung (RTVV) – welche kurze Spendenaufrufe für gemeinnützige Organisationen erlaubt, sofern eine Gegenleistung an den Veranstalter höchstens die Produktionskosten deckt – eine genügende gesetzliche Grundlage darstelle.

Im Hinblick auf die von Philippe Wampfler {2012a, 2012b} eingereichte Beanstandung bedeutet das, dass die Erfolgschancen durchaus intakt sind. Formell sollte die Beanstandung zulässig sein, da die von Wampfler beanstandete (unbezahlte) Schleichwerbung im Rahmen von «Jeder Rappen zählt» ein taugliches Beanstandungsobjekt i.S.v. Art. 91 Abs. 3 Bst. a (RTVG) darstellt, das in die Zuständigkeit der Ombudsstelle fällt {Ombudsstelle SRG Deutschschweiz 2009}.1 Zudem äusserte die Ombudsstelle {2009, 2010} bereits in ihren Antworten vom 22. Dezember 2009 und vom 15. Januar 2010 ihr grundsätzliches Verständnis für die in diesen Beanstandung vorgebrachten Kritikpunkten. Sollte sich die Rechtfertigung der Ombudsstelle erneut auf Art. 11 Abs. 1 Bst. d (RTVV) abstützen, wäre es m.E. wohl angebracht über die überdehnte Auslegung von «kurzen Spendenaufrufen» zu diskutieren.

Gemäss Art. 93 Abs. 3 RTVG muss die die Ombudsstelle spätestens nach 40 Tagen, also bis zum 1. Februar 2013, den Beteiligten schriftlich über die Ergebnisse ihrer Abklärungen und die Art der Erledigung der Beanstandung berichten. Bis dahin wünsche ich viel Vergnügen mit dem Carte-Blanche-Beitrag von «Heinz de Specht» bei «Jeder Rappen zählt» vom 16. Dezember 2011.

Fussnoten

1 Sollte die Ombudsstelle jedoch zum Schluss kommen, dass es sich bei «Jeder Rappen zählt» um bezahlte Schleichwerbung handelt, müsste sie sich unzuständig erklären und die Beanstandung an das gemäss Art. 86 RTVG zuständige Bundesamt für Kommunikation überweisen.

Quellenverzeichnis

Feusi, D. (2013). Die Glückskette im Vorteil. Abgerufen am 21. Januar 2013 von http://bazonline.ch/schweiz/standard/Die-Glueckskette-im-Vorteil-/story/12725683.

Kyriacou, A. (2013). Zunehmende Vorbehalte gegen Astrologiewerbung auf SRF. Abgerufen am 21. Januar 2013 von http://kyriacou.ch/2013/01/zunehmende-vorbehalte-gegen-astrologiewerbung-auf-srf/.

Ombudsstelle SRG Deutschschweiz (2010). Beanstandung gegen Spendeaktion «Jeder Rappen zählt» auf SF zwei und DRS 3 als unbegründet erachtet. Abgerufen am 21. Januar 2013 von http://www.srgd.ch/ueber-uns/ombudsstelle/beanstandungen/detail/news/2010/01/15/475-beanstandung-gegen-spendeaktion-jeder-rappen-zaehlt-auf-sf-zwei-und-drs-3-als-unbegruendet-e/.

Ombudsstelle SRG Deutschschweiz (2009). Aufsichtsbeschwerde gegen das Projekt «Jeder Rappen zählt» – Kein Fall für die Ombudsstelle. Abgerufen am 21. Januar 2013 von http://www.srgd.ch/ueber-uns/ombudsstelle/beanstandungen/detail/news/2009/12/22/453-aufsichtsbeschwerde-gegen-das-projekt-jeder-rappen-zaehlt-kein-fall-fuer-die-ombudsstelle/.

Wampfler, P. (2012b). JRZ: Verlauf der Beschwerde bei der Ombudsstelle. Abgerufen am 21. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2012/12/29/jrz-verlauf-der-beschwerde-bei-der-ombudsstelle/.

Wampfler, P. (2012a). JRZ: Beanstandung bei der Ombudsstelle von SRF. Abgerufen am 21. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2012/12/23/jrz-beanstandung-bei-der-ombudsstelle-von-srf/.

Erlesene Links vom 12. Januar 2013

Unter «erlesene Links» sammelt und verlinkt das kritikasterblog lesenswerte Beiträge aller Art. Heute mit Matt Taibbi zum lügenumrankten Narrativ der erfolgreichen bailouts.

Matt Taibbi über die «Secrets and Lies of the Bailout»

Via Fefe, der richtigerweise warnt, dass das Lesen des Artikels schlechte Laune verursachen kann. Aus dem Teaser:

The federal rescue of Wall Street didn’t fix the economy – it created a permanent bailout state based on a Ponzi-like confidence scheme. And the worst may be yet to come.

Erlesene Links vom 10. Januar 2013

Unter «erlesene Links» sammelt und verlinkt das kritikasterblog lesenswerte Beiträge aller Art. Heute mit JSTOR «Register & Read».

JSTOR öffnet sich auch für Privatnutzer – ein bisschen.

Mit dem «Register & Read»-Programm ermöglicht JSTOR nun auch Privatnutzern den Zugriff auf Teile seines riesigen Fachzeitschriften-Archivs (YouTube-Einführung): Wer über einen (kostenlosen) MyJSTOR-Account verfügt, hat Zugriff auf rund 1.200 wissenschaftliche Zeitschriften diverser Fachrichtungen (Zusammenstellung der verfügbaren Zeitschriftentitel) . Ein paar Einschränkungen gibt es allerdings: So haben «Register & Read»-Nutzer keinen Zugriff auf die Ausgaben der letzten drei bis fünf Jahre, können nur drei Artikel pro zwei Wochen lesen und die Artikel sind «read-only», d.h. es gibt keine Download-Möglichkeit. Aber immerhin ein Trippelschrittchen Richtung open access.

Erlesene Links vom 9. Januar 2013

Unter «erlesene Links» sammelt und verlinkt das kritikasterblog lesenswerte Beiträge aller Art. Heute mit Dieter Meyeer (alias «egghat») zur eidgenössischen Volksinitiative «gegen die Abzockerei».

Dieter Meyeer (alias «egghat») zur eidgenössischen Volksinitiative «gegen die Abzockerei»

Auf «Die wunderbare Welt der Wirtschaft!» hat Dieter Meyeer alias «egghat» – seines Zeichens «Goldener Blogger 2012 in der Kategorie Wirtschaft- und Finanzen-Blog» – eine lesenswerte und unaufgeregte Übersicht und Einschätzung über die 24 Forderungen der eidgenössischen Volksinitiative «gegen die Abzockerei» veröffentlicht.

Des indirekten Gegenvorschlages hat sich Meyeer noch nicht angenommen.

Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht: das Wegwerf-Plastiksackverbot

Mit einem Meisterstück der Symbolpolitik rettet die Schweiz die Welt wieder einmal vor dem sicheren Untergang. Am 13. Dezember 2012 hat nach dem Nationalrat auch der Ständerat der Motion 10.3850 von Nationalrat Dominique de Buman (CVP/FR) zugestimmt und dadurch den Bundesrat beauftragt, die Abgabe von Wegwerf-Plastiksäcken zu verbieten {Curia Vista 2013}. Dass es sich bei dieser Motion, um Symbolpolitik handelt, zeigt Motionär de Buman selbst, indem er in seiner Begründung anführt:

Auch wenn die Schweiz nicht mit denselben Problemen zu kämpfen hat wie die Länder des Südens, sollte sie bei der Umsetzung der 3R-Politik (‹reduce, reuse, recycle›, also: vermindern, wiederverwenden, rezyklieren) mit gutem Beispiel vorangehen. […] Es muss ein Zeichen gegen die Ressourcenverschwendung gesetzt werden. – {Curia Vista 2013}

Wir halten also fest: Obwohl in der Schweiz dank dem gut funktionierenden Entsorgungs- und Recyclingsystem bezüglich Wegwerf-Plastiksäcke kein Problemdruck besteht {Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates 2012}, sollen diese Plastiksäcke verboten werden, damit die betroffenen «Länder des Südens» – ergriffen von der symbolischen Strahlkraft des Schweizer Wegwerf-Plastiksackverbotes – sich ebenfalls dieses Problems1 annehmen und eine mindestens ebenso effiziente Entsorgungs- und Recyclinginfrastruktur aufbauen. Die Absurdität des Vorstosses wird nur noch durch dessen Unverhältnismässigkeit übertroffen da (1) die 3000 Tonnen an Plastiksäcken nur knapp einem halben Prozent des jährlichen Verbrauchs von rund 850.000 Tonnen Kunststoffen in der Schweiz entsprechen, (2) sich durch den Einsatz von soliden, langlebigen Tragtaschen und durch die Wiederverwendung von Kunststoffsäcken lediglich noch einige Hundert Tonnen an Kunststoffen einsparen lassen und (3) die Ökobilanz der als Alternativen in Frage kommenden Säcke sogar noch schlechter ist {Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerates 2012}.

Dank Tyler Cowens {2013} «assorted links» bin ich zudem auf eine Studie von Klick und Wright {2012} gestossen, die auf einen in der politischen Debatte nicht diskutierten Aspekt eingeht. Aus dem Abstract der Studie:

Recently, many jurisdictions have implemented bans or imposed taxes upon plastic grocery bags on environmental grounds. San Francisco County was the first major US jurisdiction to enact such a regulation, implementing a ban in 2007. There is evidence, however, that reusable grocery bags, a common substitute for plastic bags, contain potentially harmful bacteria. We examine emergency room [ER] admissions related to these bacteria in the wake of the San Francisco ban. We find that ER visits spiked when the ban went into effect. Relative to other counties, ER admissions increase by at least one fourth, and deaths exhibit a similar increase. – {Klick und Wright 2012}

In ihrer Studie fassen Klick und Wright {2012} auch die Ergebnisse von Williams et al. {2011} zusammen:

Williams et al. {2011} randomly selected reusable grocery bags from consumers in grocery stores in Arizona and California. They examined the bags, finding coliform bacteria in 51 percent of the bags tested. Coliform bacteria were more prevalent in the California bags, especially those collected in the Los Angeles area. E. coli was found in 8 percent of the bags examined. The study also found that most people did not use separate bags for meats and vegetables. Further, 97 percent of individuals indicated they never washed their reusable grocery bags. Bacteria appeared to grow at a faster rate if the bags were stored in car trunks. This study suggests there may be large risks associated with using reusable grocery bags, though it does imply that fastidiously washing bags can virtually eliminate the risks. However, the survey results suggest that virtually no one washes these bags. This study highlights the risk of cross contamination involved with the use of these bags and the general tendency of their users not to clean them. Thus, it is possible that banning plastic grocery bags can lead to public health problems, as individuals substitute to reusable bags. – {Klick und Wright 2012, 6}

Mit dem Wegwerf-Plastiksackverbot bekämpft der Bundesgesetzgeber ein Scheinproblem mit einer Scheinlösung, die zudem voraussichtlich neue – tatsächliche – Probleme schafft. Aber immerhin zeigt das Plastiksackverbot wieder einmal das Grundproblem der Symbolpolitik: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.

Fussnoten

1 Selbstverständlich ist die Verschmutzung – insbesondere der Weltmeere – durch Plastikabfälle ein brennendes Problem wie etwa der Great Pacific Garbage Patch nachdrücklich zeigt. Nur trägt ein Wegwerf-Plastiksackverbot eines Binnenlandes wie der Schweiz nicht zur signifikanten Reduktion bei. Hätte man sich dieses Problems nicht nur symbolisch annehmen wollen, hätte man den betroffenen Ländern moderne Kehrichtverbrennungsanlagen hinstellen müssen, damit diese die Plastiksäcke nicht mehr auf offenen Deponien entsorgen, von wo sie der Wind in die Gewässer trägt – für die Gewissensberuhigung wären derartige Massnahmen aber wohl zu teuer gewesen.

Quellenverzeichnis

Cowen, T. (2013). Assorted Links. Abgerufen am 8. Januar 2013 von http://marginalrevolution.com/marginalrevolution/2013/01/assorted-links-666.html.

Curia Vista. (2013). 10.3850 – Motion Stopp der Verschmutzung durch Wegwerf-Plastiksäcke. Abgerufen am 8. Januar 2013 von http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20103850.

Klick, J. und Wright, J. D. (2012). Grocery Bag Bans and Foodborne Illness. Abgerufen am 8. Januar 2013 von http://ssrn.com/abstract=2196481.

Kommission für Umwelt Raumplanung und Energie des Ständerates. (2012). 10.3850 – Motion Stopp der Verschmutzung durch Wegwerf-Plastiksäcke: Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie vom 8. November 2012. Abgerufen am 8. Januar 2013 von http://www.parlament.ch/afs/data/d/bericht/2010/d_bericht_s_k20_0_20103850_0_20121108.htm.

Williams, D. L., Gerba, C. P., Maxwell, S. und Sinclair, R. G. (2011). Assessment of the Potential for Cross-contamination of Food Products by Reusable Shopping Bags. Food Protection Trends, 31(8), S. 508–513 Abgerufen am 8. Januar 2013 von http://www.foodprotection.org/publications/food-protection-trends/article-archive/2011-08assessment-of-the-potential-for-cross-contamination-of-food-products-by-reusable-shopping-bag/.

Unsichtbare Schaffhauser Attraktionen

Mit monatlich mehr als 75 Millionen Besuchern und über 74 Millionen Erfahrungsberichten {TripAdvisor 2013c} zu über 114.000 Destinationen und mehr als 235.000 Sehenswürdigkeiten und Attraktionen {TripAdvisor 2013a} ist TripAdvisor die weltweit grösste Reiseinformationsplattform {TripAdvisor 2013c}. Für viele, insbesondere für die internet-affine Touristengeneration, ist TripAdvisor die erste Adresse bei der Reiseplanung: Anhand der von Besuchern verfassten Bewertungen wird entschieden, welche Destinationen besucht werden, welche Sehenswürdigkeiten sich sonst noch in der Nähe des Reiseziels befinden, wo man was essen könnte und wo es preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten gibt.

Sucht man auf TripAdvisor nach «Schaffhausen», findet man überraschenderweise nur gerade vier Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten: die Burg [sic!] Radegg, die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh), die Bergtrotte Osterfingen und das Schwimmbad Beringen {TripAdvisor 2013b}. Zur Altstadt mit ihren 171 Erkern, den Stadtkirchen, den diversen Museen, der Rhybadi etc. bestehen keine Einträge. Der Munot, das Wahrzeichen der Stadt, hat zwar einen Eintrag, allerdings ist dieser – aus welchen Gründen auch immer – nicht der Stadt Schaffhausen zugeordnet.

Die Unsichtbarkeit der Schaffhauser Attraktionen auf TripAdvisor hilft sicher nicht, potentielle Besucher für einen Umweg nach Schaffhausen zu motivieren – und jene, die des Rheinfalls wegen in unseren Kanton kommen, wissen nicht, welche Attraktionen sie verpassen. Angesichts der Bedeutung von TripAdvisor frage mich, ob es nicht Sache von SchaffhauserLand Tourismus wäre, gemeinsam mit privaten Anbietern dafür zu sorgen, dass die Schaffhauser Attraktionen auf dieser Plattform sichtbar sind. Der Einwand, dass viele Informationen auf der offiziellen Website von SchaffhauserLand beziehungsweise auf den Websites von privaten Anbietern (z.B. Rhyfall-Mändli und den Hallen für neue Kunst) zur Verfügung stehen , ist nicht überzeugend, da es Aufgabe des Anbieters ist, die für die Reiseplanung notwendigen Informationen möglichst einfach – und möglichst dort, wo die potentiellen Besucher suchen – anzubieten.

Aus diesem Grund sollten die Schaffhauser Touristikanbieter dafür sorgen, dass

  • die Schaffhauser Attraktionen auf TripAdvisor zu finden sind,
  • die Adressen der Attraktionen richtig sind (was beispielsweise im Falle der Bergtrotte Osterfingen und des Schwimmbades Beringen nicht der Fall ist),
  • die Attraktionen ansprechend bebildert sind (vom Munot beispielsweise findet man auf TripAdvisor keine Bilder),
  • die Öffnungszeiten angegeben sind und regelmässig aktualisiert werden, und
  • die Websites oder Telefonnummern zur Kontaktaufnahme vorhanden sind.

Eine erhöhte und verbesserte Sichtbarkeit auf TripAdvisor würde voraussichtlich nicht nur dazu beitragen, dass Schaffhausen als Tourismusdestination besser – oder überhaupt – wahrgenommen würde, sondern auch wertvolle Feedbacks generieren, da die Besucher die von ihnen besuchten Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten bewerten und kommentieren können. Diese Feedbacks könnten und sollten dann der Verbesserung des Angebots dienen (z.B. Anpassung der Öffnungszeiten und Preise, deutlichere Beschilderung etc.). Wie eine gelungene Darstellung von Attraktionen in etwa aussehen könnte, zeigen die Beispiele der Zürcher oder der Luzerner Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten.

Von SchaffhauserLand Tourismus würde ich mir wünschen, dass sie die von ihnen selbst angebotenen Attraktionen – die Stadtführungen in Schaffhausen, in Stein am Rhein und am Rheinfall sowie ihre Erlebnisführungen – nicht nur auf ihrer Webseite, sondern auch auf TripAdvisor anführen. Zudem wäre es wünschenswert, dass SchaffhauserLand Tourismus mit dem ihm zur Verfügung stehenden Marketing-Fachwissen eine best-practice-Anleitung verfassen würde, eine Art «Hilfe zur Selbsthilfe», anhand derer auch private Anbieter ihre Angebote einfach und ansprechend präsentieren könnten; idealerweise würde SchaffhauserLand Tourismus den Touristikanbietern auch das qualitativ hochwertige Bildmaterial zur Nutzung zur Verfügung stellen.

Quellenverzeichnis

TripAdvisor (2013c). Über TripAdvisor. Abgerufen am 6. Januar 2013 von http://www.tripadvisor.de/pages/about_us.html.

TripAdvisor (2013b). Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in Schaffhausen. Abgerufen am 6. Januar 2013 von http://www.tripadvisor.de/Attractions-g188071-Activities-Schaffhausen.html.

TripAdvisor (2013a). Datenblatt. Abgerufen am 6. Januar 2013 von http://www.tripadvisor.de/PressCenter-c4-Fact_Sheet.html.

Gehören «Madame Etoile» und «Jeder Rappen zählt» zum Service Public?

SRF, SRF 1, SRF zwei, SRF info, Radio SRF 1, Radio SRF 2 Kultur, Radio SRF 3, Radio SRF 4 Kultur, Radio SRF Virus, Radio SRF Musikwelle

Die neue Markenwelt von SRF {Quelle: SRF}

Der Abschluss des Projekts «Medienkonvergenz und Wirtschaftlichkeit» der SRG SSR am 16. Dezember 2012 führte – erwartungsgemäss – zu erheblicher Kritik an den Umbenennungen der Sender: auf Facebook formierte sich die Gruppe «SRF 3 – wir wollen DRS3 zurück», auf zahlreichen Blogs (z.B. hier und hier), in den Kommentarspalten der Zeitungen (z.B. hier und hier) sowie in ungezählten Tweets (z.B. hier und hier) kritisierten die Zuhörer und Zuschauer die forcierte Konvergenz von Radio und Fernsehen.

Ungleich interessanter als die voraussichtlich ausbleibende Reaktion auf die Kritik am x-ten Rebranding sind die Antworten auf zwei kürzlich eingereichte Eingaben: die Petition zur Absetzung der Horoskop-Sendung «Madame Etoile» und die Beschwerde gegen die Spendenaktionssendung «Jeder Rappen zählt».

«Madame Etoile» als gebührenfinanzierte Scharlataneriepropaganda

In Reaktion auf das von Radio SRF 3 als «Highlight» angepriesene «Jahreshoroskop 2013» twitterte Denis Simonet am 1. Januar 2013:

Kann mal bitte jemand diese gutgläubige Menschen ausnutzenden und verarschenden Abzocker-Eso-Sendungen verbieten?

Am 3. Januar 2013 hat Andreas Kyriacou, Präsident der Zürcher Freidenker, eine Petition gestartet, welche die Absetzung von Monica Kisslings zweiwöchentlicher Horoskop-Sendung «Madame Etoile» fordert.1 In dieser von grossem Medienecho begleiteten und durch zahlreiche Tweets (#esoEktomie) befeuerten Petition kritisiert Kyriacou – zu Recht wie ich meine – die von Frau Kissling präsentierte Sendung als Scharlataneriepropaganda, die nicht mit dem in Art. 93 der Bundesverfassung (BV) i.V.m. Art. 24 Bundesgesetz über Radio und Fernsehen (RTVG) festgehaltenen Programmauftrag zu vereinbaren ist {Kyriacou 2013}; zudem sieht die Petition die Sendung als Schleichwerbung für die private Unternehmung von Frau Kissling (Impuls Beratung Monica Kissling). Aus ordnungspolitischer Sicht ist zudem stossend, dass Frau Kissling durch ihre Sendung durch SRF gebührenfinanziert jene Bekanntheit erhält, die ihrer privaten Firma die Einnahmen garantiert {Feusi 2013}.

Die ordnungspolitische Bedenklichkeit von «Jeder Rappen zählt»

Bereits seit 2010 stört sich Philippe Wampfler an der von den öffentlich-rechtlichen Medien jährlich veranstalteten Sammelaktion «Jeder Rappen zählt» (JRZ) {Wampfler 2010a, 2010b, 2010c}. In seinem ersten Post weist Wampfler {2010a} auf die ordnungspolitische Bedenklichkeit der «Jeder Rappen zählt»-Sammelaktion hin: Durch die permanente Präsenz von JRZ in den öffentlich-rechtlichen Medien und der Berichterstattung in den privaten Medien ist es für private Sammelaktionen schwierig, während JRZ zu Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit zu gelangen – der Werbedruck steigt {Bachmann2012}. Die übermächtige Konkurrenz durch «Jeder Rappen zählt» ist für private Sammelaktionen umso verheerender, als dass JRZ während der besonders ertragreichen Vorweihnachtszeit stattfindet {Wampfler 2012a}. Zudem wird «Jeder Rappen zählt» eine mangelhafte Kosten- und Verteilungstransparenz vorgeworfen {Glaus und Rafi 2011}; darüberhinaus wird der narzisstische Rahmen der Sammelaktion – insbesondere durch öffentlichkeitswirksame Spenden von «Prominenten» und Unternehmen – kritisiert {Wampfler 2012a}.

Am 23. Dezember 2012 schliesslich hat Wampfler {2012a} in einem Post seine Beschwerde an die Ombudsstelle der SRG zusammengefasst. Seiner – überzeugenden – Ansicht zufolge sollte angesichts der generellen Umstrittenheit der staatlichen Medienfinanzierung der Programmauftrag in Art. 93 BV i.V.m. Art. 24 RTVG eng ausgelegt werden. In seiner Beschwerde an die Ombudsstelle hält Wampfler {2012a, 2012b} fest:

  • Erstens entspricht die Aktion und die damit verbundenen Sendungen Wampfler zufolge nicht dem Auftrag von SRF gemäss Art. 93 BV i.V.m. Art. 24 RTVG. Die Hauptfunktion, Spenden für ein Hilfsprojekt zu sammeln ist nicht Aufgabe von SRF. Problematisch erscheint ihm das insbesondere, weil hier ein staatlich finanzierte Akteur mit starker medialer Präsenz Hilfswerke und NGOs konkurrenziert, die in Hilfsprojekten langjährige Erfahrung haben.
  • Zweitens ermöglicht die Sendung Privaten und Unternehmen, sich über Spenden zu profilieren. Dabei handelt es sich in Wampflers Ansicht nach klar um Schleichwerbung und unterschwellige Werbung, die gemäss Art. 10 Abs. 2 RTVG untersagt sind.

Inzwischen wurde Wampfler {2012b} der Eingang der Beschwerde bestätigt, materiell ist aber noch nichts entschieden.

Fussnoten

1 Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass Linus Schöpfer {2012} bereits am 28. Oktober 2012 in einem Artikel des Tages Anzeigers auf die Fragwürdigkeit einer Horoskop-Sendung auf einem öffentlich-rechtlichen Sender hinwies.

Quellenverzeichnis

Bachmann, M. (2012). «Jeder Rappen zählt»: Hilfswerke im Abseits. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://www.marcbachmann.ch/schweizer-hilfswerke-leiden-unter-%E2%80%9Ejeder-rappen-zahlt/.

Feusi, D. (2013). Astrologie: Petition gegen die Sternenwetterfee von SRF 3. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://www.ordnungspolitik.ch/2013/01/04/astrologie-petition-gegen-die-sternenwetterfee-von-srf-3/.

Glaus, D. und Rafi, R. (2011). Es zählt doch nicht jeder Rappen. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://www.sonntagszeitung.ch/nachrichten/artikel-detailseiten/?newsid=200810.

Kyriacou, A. (2013). SRF soll Scharlataneriepropaganda beenden. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://www.activism.com/de_CH/petition/srf-soll-scharlataneriepropaganda-beenden/41559.

Schöpfer, L. (2012). Radio Vollmond. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Radio-Vollmond/story/13163978.

Wampfler, P. (2012b). JRZ: Verlauf der Beschwerde bei der Ombudsstelle. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2012/12/29/jrz-verlauf-der-beschwerde-bei-der-ombudsstelle/.

Wampfler, P. (2012a). JRZ: Beanstandung bei der Ombudsstelle von SRF. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2012/12/23/jrz-beanstandung-bei-der-ombudsstelle-von-srf/.

Wampfler, P. (2010c). Kotzen, motzen, helfen – eine Reprise. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2010/12/23/kotzen-motzen-helfen-eine-reprise/.

Wampfler, P. (2010b). Noch einmal JRZ – «Fundraising» und «Gegenaktion». Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2010/12/14/noch-einmal-jrz-%C2%BBfundraising%C2%AB%C2%A0und-%C2%BBgegenaktion%C2%AB/.

Wampfler, P. (2010a). Die Obszönität des Helfens – Warum «Jeder Rappen zählt» zum Kotzen ist. Abgerufen am 4. Januar 2013 von http://philippe-wampfler.com/2010/12/12/die-obszonitat-des-helfens-warum-%C2%BBjeder-rappen-zahlt%C2%AB-zum-kotzen-ist/.